Karin Székessy

Zeitspuren einer Ikone der Fotografie

Retrospektive des Lebenswerks

04. Mai – 27. Juli 2025

Manchmal genügt ein einziges Bild, um eine ganze Welt zu öffnen.

 

Wer einmal in die Werke von Karin Székessy eingetaucht ist, wird sie nicht vergessen. Ihre Fotografien berühren mit einer stillen Kraft, mit einem feinen Gespür für Licht, Schatten und Emotionen. Sie sind mehr als Momentaufnahmen – sie erzählen von Schönheit, Intimität und Würde, ohne sich aufzudrängen. In ihren Bildern begegnen wir nicht nur ihren Modellen, sondern auch ihr selbst: einer Künstlerin, die ihren eigenen Blick nie verleugnete, die mit Respekt und Empathie fotografierte und die bis heute Maßstäbe setzt.

Ihre Fotografien sind Zeitspuren – Spuren einer Künstlerin, die die Fotografie geprägt und ihr eine neue Tiefe gegeben hat.

Die Kunsthalle der KulturBäckerei widmet Karin Székessy eine große Retrospektive unter dem Titel Zeitspuren einer Ikone der Fotografie, die von 04. Mai bis 27. Juli 2025 in Lüneburg zu sehen sein wird. Ihr Werk, geprägt von Sensibilität, Poesie und einer kompromisslosen Bildsprache, hat die Kunstfotografie des 20. Jahrhunderts wesentlich mitgestaltet. Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, ihre einzigartige Bildwelt neu zu entdecken und in die Atmosphäre ihrer Fotografien einzutauchen. Sie hat mit ihrer Kunst wichtige Spuren in der Zeit hinterlassen – nicht nur in der Geschichte der Fotografie, sondern auch im kollektiven Gedächtnis der Menschen, die ihre Werke berühren.

Székessys Bilder sind mehr als Fotografien – sie sind Erzählungen über das Menschliche, über Nähe, Würde und den Zauber des Moments. „Ich bin eine Frau, doch meine Perspektive ist nicht weiblich. Wer das meint, versteht mich nicht“, sagte sie einst. Ihre Akte sind weit mehr als bloße Darstellungen des Körpers – sie sind von einer Selbstverständlichkeit und Ehrlichkeit geprägt, die bis heute berühren. Ihre Fotografien zeigen Frauen nackt, aber niemals entblößt. Immer bewahrte sie ihre Modelle vor dem distanzierten Blick – ihre Nähe war echt, nicht inszeniert.

Die Retrospektive in der Kunsthalle der KulturBäckerei vereint die vielen Facetten ihres Schaffens: ikonische Künstlerporträts von Joseph Beuys, Horst Janssen und Meret Oppenheim, intime Stillleben, poetische Landschaftsaufnahmen und natürlich ihre unverwechselbaren Akte.

Erstmals wird zudem ein umfassender Einblick in ihre frühe Reportage- und Straßenfotografie in London, Paris und Rom gegeben. Besonders bemerkenswert ist, dass Karin Székessy bis heute als Fotografin aktiv ist. Die Ausstellung zeigt daher nicht nur ihre bedeutenden historischen Werke, sondern auch aktuelle Arbeiten, die ihre ungebrochene Schaffenskraft und ihre kontinuierliche künstlerische Entwicklung dokumentieren.

 

Ein Leben für die Fotografie

Karin Székessys Weg war nicht immer leicht. In den 1960er-Jahren behauptete sie sich in einer von Männern dominierten Kunstwelt – nicht mit lauten Worten, sondern mit ihrer Arbeit. Ihre erste Dunkelkammer war eine kleine Küche in Hamburg, in der sie nachts arbeitete, wenn ihre Kinder schliefen. Kunst war für sie immer auch Überleben. Und doch durchdringt ihr Werk eine tiefe Liebe zum Schönen, eine Sehnsucht nach Ausdruck und Echtheit.

„Székessy steht in der Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts dafür, dass Frauen andere Frauen fotografieren – mit Respekt, mit Empathie, mit Verständnis“, beschreibt es die Autorin Daniele Muscionico.

Ihr Blick war nicht distanziert, sondern mitfühlend. Ihre Modelle waren keine Objekte, sondern Teil einer künstlerischen Begegnung. Diese Bilder sind Momente der Vertrautheit, eingefangen mit der stillen Intensität einer Fotografin, die wusste, wann sie unsichtbar sein musste.

Die Retrospektive ist chronologisch aufgebaut und macht Székessys künstlerische Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg erlebbar – von ihren frühen experimentellen Arbeiten über ikonische Werke der 1970er- und 1980er-Jahre bis hin zu ihren neuesten Fotografien.

 

Diese Ausstellung hat für Lüneburg eine besondere Bedeutung. Es war Székessys Wunsch, einen großen Teil ihres künstlerischen Vorlasses dem Kunstarchiv der Sparkassenstiftung Lüneburg anzuvertrauen – ein Zeichen des Vertrauens, das zugleich eine Verpflichtung ist. Ihr Werk soll nicht nur bewahrt, sondern auch erforscht und weitergegeben werden. Die Retrospektive bildet den Auftakt für diese Auseinandersetzung.

 

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Buch, das nicht nur ihre Werke dokumentiert, sondern auch Gespräche mit ihr, Texte von Wegbegleiter*innen und bislang unveröffentlichte Fotografien enthält. Ein sehr persönlicher Blick auf eine Künstlerin, die ihr ganzes Leben in Bildern erzählt hat.

 

 

Neben Führungen und Vorträgen sind Künstlergespräche sowie ein Filmabend geplant, der Székessys Leben und Werk aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.