ralf peters

„100 meisterwerke“

09. juli – 27. August 2023

Was passiert, wenn Das Mädchen mit dem Perlenohrring der Betrachterin treuherzig ihre Schnauze entgegenstreckt, Der Wanderer über dem Nebelmeer einen Rattenschwanz hinter sich herzieht und Die Erschaffung Adams mit Pfoten statt mit Fingern besiegelt wird? 

In seiner Serie „100 Meisterwerke“ rückt der Fotokünstler Ralf Peters 100 berühmte Ikonen aus der Kunstgeschichte in ein neues Licht und inszeniert sie mit ebenso populären Legenden – Kuscheltieren. Dabei stehen die „Meisterwerke“ ihren altehrwürdigen Originalen in nichts nach: Zwischen opulenten Rahmen und originalgetreu nachgestalteten Hintergründen präsentiert sich ein ganzer Zoo aus Plüschtieren in ungeahnter Vielseitigkeit. So lässt Peters mit Detailgenauigkeit, Fingerspitzengefühl und nicht ohne ein Augenzwinkern unter anderem fünf Mäuse den Tanz von Henri Matisse im Reigen nachtanzen, aus Leonardo da Vincis Dame mit Hermelin entsteht eine anmutige Komposition aus Affe und Krokodil, und ein wolliges Schaf imitiert den Tod des Marat von Jaques-Louis David in herrlicher Dramatik. Dabei setzt sich der Künstler spielerisch wie kritisch mit den großen Fragen der Kunst auseinander: Was ist eigentlich Malerei? Und welche Funktion hat Fotografie heute?


Die Kunsthalle Lüneburg in der Kulturbäckerei zeigt vom 9. Juli bis 27. August 2023 eine fein kuratierte Auswahl aus Ralf Peters‘ „100 Meisterwerken“. Mit der Werkgruppe will Peters jene Distanz aufbrechen, die von der klassischen Kunstgeschichte und der damit verbundenen Wirkung von Kunst und Wissen erzeugt wird. Indem jedes „Meisterwerk“ seinem Original gegenübergestellt wird, bietet die Ausstellung den Betrachtenden einen Perspektivwechsel an und lädt dazu ein, sich spielerisch an das Thema Kunst heranzutasten, es zu hinterfragen und auch neu zu denken – ungeachtet von Alter, Herkunft oder Bildungsstand. Dabei setzt sich der Künstler auch selbst immer wieder mit der eigenen Position auseinander: Nach seinem Studium der Malerei, u. a. bei Jörg Immendorff, wandte sich Ralf Peters konzeptionellen Raummodellen zu, vom Dreidimensionalen kam er schließlich zur Fotografie. Seine „Plüschtier-Serie“ ist somit auch ein Stück Ironie und Parodie auf die eigene Kunst, wobei die künstlerisch hochwertige Qualität der Werke immer im Vordergrund steht.


Ralf Peters, geboren 1960 in Lüneburg, ist Fotograf und Fotokünstler. Typisch wurden für Peters, der in Braunschweig, Nîmes und München studiert hatte, konzeptionelle fotografische Serien. Dabei wird das fotografische Material in minutiöser Weise digital bearbeitet. Bekannt wurde der Künstler mit seiner Serie nächtlicher, menschenleerer und von allen Schriftzügen befreiter Tankstellen. Seine Kunst aus Dokumentation und Manipulation setzt sich mit Wahrnehmung und ihrer Irritation auseinander, mit Stereotypen, Konformität und Differenz. Das Werk von Ralf Peters wird international präsentiert, unter anderem von Galerien in Frankfurt, Zürich, Triest, Miami und Tokio. Zu den Auszeichnungen, die er erhielt, zählen ein Jahresstipendium des DAAD für London, ein weiteres des Landes Niedersachsen im Schloss Bleckede, der Deutsche Fotopreis der Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der Dr.-Hedwig-Meyn-Preis der Stadt Lüneburg und der Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbands.

www.ralfpeters.info

Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag, den 08. Juli 2023 um 16 Uhr statt.